Fakten:

Bauzeit 1745-46
Restaurierung 2001-03

Wiedereröffnung 2003
mit der Ausstellung
Casula antiqua
- Casula nova

Nutzung
für Ausstellungen, sowie Literatur- und Musikveranstaltrungen

 

 

 

 



Besichtigung

des Gebäudes im Winterhalbjahr nur nach Vereinbarung:
siehe KONTAKT

Der historische Märzenbierkeller, erbaut 1745/46
von Johann Michael Fischer:

Fischerbau in Polling

In Polling, dem Ort eines einst blühenden Augustiner-Chorherrenstifts, wurde am 22. Juni 2003 nach aufwändiger Restaurierung eines der wenigen erhaltenen Profangebäude von Johann Michael Fischer (1692-1766) mit einer Ausstellung von Messgewändern aus vier Jahrhunderten eröffnet.

 

Die herausragende Gestalt des 18. Jahrhunderts in Polling ist Franziskus Töpsl (1711-1796), der 1744 Propst des Stifts wurde und zusammen mit Eusebius Amort maßgeblich an der Gründung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften mitwirkte.

 

Bereits 1745 erteilte Töpsl den Auftrag zum Bau eines Eiskellergebäudes für die Klosterbrauerei an Johann Michael Fischer, auf dessen Epitaph an der Münchner Frauenkirche heute zu lesen steht: „(...) Dreyer Durchlauchtigster Fürsten Bewährter Baumeister (...) Welcher niehmalen Geruhet (...) indem Er (...) 32 Gottshäuser, 23 Clöster nebst sehr vielen anderen Palästen (...) erbauete (...)“. Das Gebäude mit acht Gewölbekellern, einem gegenüber dem Straßenniveau erhöhten Erdgeschoss und freitragendem Dachstuhl über fast 500 m² Grundfläche, kann als eines der wenigen erhaltenen Profangebäude gelten, für das Fischers Urheberschaft gesichert ist.


Drei Jahre nach der Säkularisation erwarb Johann Evangelist Streicher aus dem Gebäudebestand des aufgelassenen und „ausgeschlachteten“ Klosters das Bräuhaus nebst Braugerechtigkeit und eben diesen Fischerbau, der sich seither in Privatbesitz befindet.


Die Restaurierung ab 2001 hatte größtmögliche Erhaltung der historischen Substanz zum Ziel und nahm bewusst massive Einschränkungen der Nutzung in Kauf, wo diese irreversible Eingriffe in die Substanz zur Folge gehabt hätte.


Durch die konservatorische Maßnahme ist das historische Gebäude in seinem Bestand gesichert, als Beispiel hoher Baukunst auch im Profanbau seiner Zeit und spannt als Raum für (zumeist) zeitgenössische Kunst eine Brücke vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Dieser Gedanke lag auch der Ausstellungskonzeption einer Gegenüberstellung historischer und zeitgenössischer Paramente zu Grunde. Die Suche nach dem Verlässlichen und Gültigen, das sozusagen stellvertretend für die eigene Vergänglichkeit überdauert, führt in die Vergangenheit, während die Gegenwart nach ständiger Erneuerung strebt. Rund 1250 Jahre Polling bedeuten – mit wenigen Unterbrechungen – auch 1250 Jahre christlich-klösterliche Präsenz am Ort. So wird im Festjahr das Messgewand symbolhaft zum roten Faden dessen, was hier Menschen über die Jahrhunderte verbunden hat. Das Gebäude wird nunmehr seit 2003 für Ausstellungen und Vortragsveranstaltungen genutzt.

 

Quellen:

Franziskus Töpsl: Tagebuch. Bayerische Staatsbibliothek München, Clm 26461.

 

Gabriele Dischinger (Hg.): Johann Michael Fischer (1692-1766), 2 Bände, Tübingen 1995

Michael Jarnach: Der Märzenbierkeller. In: Polling ein Wegweiser durch das Klosterdorf, Polling 2010

Rüdiger von Reichert: Die Streicher aus dem Pfaffenwinkel. Gauting 1997

 

© Fotografien:

alle Fotos Michael Jarnach

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